Verfassungsgerichtshof urteilt: Landtag verletzt Recht auf Chancengleichheit

Pressemitteilung vom 09. November 2020.

Der Verfassungsgerichtshof Baden-Württemberg urteilte heute im Organstreitverfahren der Partei DIE LINKE, der Freien Wählern, der Partei, der Piratenpartei und der ÖDP gegen den baden-württembergischen Landtag, dass der Landtag das Landtagswahlgesetz an die Pandemielage anpassen muss. Da er das bisher unterlassen hat, verletzt der Landtag das Recht auf Chancengleichheit der klagenden Parteien. Weiter betont der Verfassungsgerichtshof, dass der Landtag seiner verfassungsmäßigen Pflicht zur Prüfung der Verhältnismäßigkeit des geforderten Unterschriftenquorums nicht nachgekommen ist.

Claudia Haydt, Landesgeschäftsführerin der Partei DIE LINKE. Baden-Württemberg, zu dem Urteil: „Das Urteil des Verfassungsgerichtshof ist eine schallende Ohrfeige für Innenminister Strobl und den Landtag. Für den Landtag ist es ein Armutszeugnis, dass der Verfassungsgerichtshof ihn auf den Ernst der Pandemielage aufmerksam machen muss. Der Landtag muss sich jetzt erklären, warum er seinen verfassungsmäßigen Aufgaben nicht nachgekommen ist. Der Vorwurf, trotz sich verschärfender Corona-Pandemie untätig geblieben zu sein und damit das Recht auf Chancengleichheit verletzt zu haben, wiegt schwer.“

Der Landtag ist jetzt aufgefordert das Landtagswahlgesetz schnellstmöglich anzupassen, um eine Ungleichbehandlung zu kompensieren. Bei einer Reduzierung des erforderlichen Unterschriftenquorums um mindestens 50% sieht der Verfassungsgerichtshof keinen Anlass für eine erneute verfassungsrechtliche Beanstandung.

Infostand in Öhringen

Vergangenen Samstag, dem 24. Oktober standen wir mit einem Infostand und zum Sammeln von Stützunterschriften für die Landtagswahl in Öhringen. Vielen Dank an alle, die den Weg zu uns gefunden haben.

Für Vielfalt in Heilbronn

Das Bündnis „Netzwerk gegen Rechts Heilbronn“ rief am 15. Oktober zu einer Kundgebung gegen Rassismus anlässlich einer AfD-Veranstaltung in der Heilbronner Harmonie auf.

Neben einigen Rednerinnen und Rednern sprach auch unsere Kreissprecherin und Mitglied im geschäftsführenden Landesvorstand der Linken BW Heidi Scharf vor ca. hundert Demonstrierenden.

Im Folgenden eine Zusammenfassung ihrer Rede:

Schon in den 60er Jahren hat sie gegen Rechts und die NPD demonstriert, später gegen die Republikaner und heute gegen die AfD.

In Zeiten großer politischer Unsicherheit verspreche die so genannte „Alternative für Deutschland“ einfache Lösungen, so unsere Kreissprecherin. Und diese stünden konträr zu den Interessen der Mehrheit der Menschen in diesem Land.

Die LINKE und Gewerkschafter*innen haben klare Positionen zu der unsäglichen Politik der AfD, betont sie. „Diese Partei schadet unserer Demokratie und deshalb stehen wir heute hier.“ 

Im Folgenden zeigt sie auf, was es bedeute, wenn eine solche Partei maßgeblich Einfluss in der Politik erreichen würde: Während die LINKE die Entlastung unterer Einkommen und Anhebung des Spitzensteuersatzes auf 49% fordert, will die AfD ein Stufenmodell mit einem Spitzensteuersatz von 25% bereits ab 20.001 Euro. „Das trifft vor allem die kleinen Leute, die die AfD ja angeblich als einzige Partei vertritt“, verdeutlicht Scharf.

„Wir wollen einen handlungsfähigen Staat, und damit meine ich nicht die Ordnungskräfte, sondern einen Sozialstaat, der von denen maßgeblich mitfinanziert wird, die am meisten besitzen“, erläutert sie. „Wir wollen eine Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums.“ Im Gegensatz dazu will die AfD einen schwachen Staat mit möglichst wenig Steuern für Reiche, sagt die Kreissprecherin.

„Wir wollen die Wiedererhebung der Vermögenssteuer. Die AfD will keine Vermögenssteuer für die Reichen“, fährt sie fort. „Doch die Erhebung einer Vermögenssteuer würde gerade in diesen unsicheren Zeiten Geld bringen, um die nötigen Aufgaben zu erledigen, unter dem Gesichtspunkt: Alle müssen am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können.“

Anschließend geht es um das Rentenkonzept beider Parteien: „Wir wollen die Rente mit 63 für besonders langjährig Versicherte und vor allem die Anhebung des Rentenniveaus“, erklärt Heidi Scharf. „Die AfD will das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung koppeln. Das heißt: Sie will einen immer späteren Renteneintritt.“ Wer also heute jung ist, müsste dann vielleicht einmal bis 90 arbeiten, betont sie.

Auch auf das Thema Bildung geht sie ein: „Wir wollen mehr Chancengleichheit, für längeres gemeinsames Lernen und für die Gemeinschaftsschule. Die AfD will eine stärkere Auslese und ein uneingeschränktes Leistungsprinzip – gegen die „Einheitsschule“ und für das dreigliedrige Schulsystem. Das würde Kindern aus sozial schwachen Familien die Grundlage für Chancengleichheit entziehen.“

Außerdem: „Wir wollen mehr Demokratie und sozialen Zusammenhalt in Europa“, sagt sie. Laut ihr würde aber die AfD Europa lieber heute als morgen abschaffen. „Das ist die Demokratie, die sie meinen. Sie wollen den Nationalstaat und nicht das friedliche Miteinander.“

Des Weiteren will die LINKE die Anerkennung unterschiedlicher Lebensformen und damit mehr persönliche Freiheit für alle, erläutert Heidi Scharf. „Die AfD will zurück zu den drei Ks: Kinder, Küche, Kirche. Und sie ist gegen die Ehe für alle. Die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts lassen grüßen. Frauen wehrt euch!“, ruft sie auf.

Gewerkschafter*innen und Linke wollen eine wirkliche Gleichstellungspolitik in Gesellschaft und Arbeitswelt auf allen Ebenen, führt sie weiter aus. „Die AfD lehnt eine Gleichstellungspolitik ab, die „natürliche Unterschiede“ verwischt – heißt, zurück in die Vergangenheit. Sie will die Förderung von Hausfrauen und Müttern und steht gegen eine gleichberechtigte Beteiligung von Frauen in allen Lebensbereichen“.

Sie fasst zusammen: „Ihr seht, diese Partei will nicht den Fortschritt, will nicht einen demokratischen Staat, an dem alle Menschen gleichermaßen teilhaben können. Sie wollen den Rückschritt. Sie wollen Menschen ausgrenzen und Frauen auf die Familien- und Sorgearbeit reduzieren.“

Sie nimmt erneut Bezug zur Podiumsdiskussion an diesem Tag: „Das ist keine Demokratie und ihr Titel zur heutigen Diskussion ist der reinste Hohn. Und die Podiumsteilnehmer*innen sprechen ja Bände.“ Das Thema der Veranstaltung: „30 Jahre Wiedervereinigung – Bürgerwille, Meinungsfreiheit, Selbstbestimmung in einer gefährdeten Demokratie“

Heidi Scharf: „Wir stehen hier gegen Sexismus, Rassismus und Faschismus. Wir stehen hier gegen die Ausgrenzung von Menschen aus anderen Ländern, von Frauen, von Menschen mit Behinderung. Die AfD ist und bleibt eine rechte Partei, die nichts mit Freiheit, Gleichheit und Demokratie am Hut hat. Und ihre Entwicklung geht immer weiter nach rechts. Die faschistischen Strömungen gewinnen langsam die Mehrheit der AfD. Sie bestimmen zukünftig die Politik dieser Partei.“

Sie ruft die Zuschauer noch einmal auf: „Wir müssen alle gemeinsam dagegen antreten, dagegen arbeiten, dagegen aufstehen, damit diese Partei nicht wieder in den Landtag einzieht. Lasst uns weiter kämpfen gegen Nationalismus und Faschismus, für unsere Freiheit und Demokratie. Tag für Tag.“

Zuletzt noch ein Appell: „Am 14. März 2021 ist Landtagswahl. Ich rufe euch auf – tut alles, um einen erneuten Einzug der AfD in den Landtag von Baden-Württemberg zu verhindern!“

Kita-Streik: Erzieher*innen brauchen keine moralische Zurechtweisung, sondern eine Politik, die Rahmenbedingungen für gute Arbeit schafft!

Pressemitteilung Linke BW vom 02. Oktober 2020

Nachdem die kommunalen Arbeitgeber kein Angebot vorgelegt haben, waren in dieser Woche auch in Baden-Württemberg die ersten Warnstreiks im öffentlichen Dienst.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann sagte am Dienstagabend in einem Interview mit dem SWR, dass er kein Verständnis dafür habe, in einer Pandemie Kindergärten zu bestreiken.

Elwis Capece, Mitglied im geschäftsführenden Landesvorstand der LINKEN in Baden-Württemberg, sagt zu Kretschmanns Äußerung:

„Winfried Kretschmann hat deutlich zum Ausdruck gebracht, dass er nicht auf der Seite der Beschäftigten steht. Besonders die Kolleg*innen in den Kitas und Krankenhäusern haben ein hohes Verantwortungsbewusstsein und streiken nicht leichtfertig. Sie brauchen keine moralische Zurechtweisung, sondern eine Politik, die die Rahmenbedingungen für gute Arbeit schafft.

Kretschmanns Aussage ist nicht nur überheblich und zeugt davon, dass er keinen blassen Schimmer hat, unter welcher Arbeitsbelastung die Beschäftigten tagtäglich arbeiten. Schlimmer noch, letztlich wendet er sich mit seiner Aussage gegen das Grundrecht, im Arbeitskampf streiken zu können. Der Streik ist das letzte Mittel der Gewerkschaften ihre Forderungen durchzusetzen. Warum wendet sich Herr Kretschmann mit seinen Appellen nicht an die kommunalen Arbeitgeber, die mit ihrer Blockadehaltung, dieses letzte Mittel nötig gemacht haben?

Statt sich als Ministerpräsident für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen, wettert er mit seiner Aussage gegen die Beschäftigten, die jeden Tag einen wichtigen Beitrag für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft leisten.“


Sahra Mirow, Landessprecherin der LINKEN. Baden-Württemberg, ergänzt:

„Die Grünen in Baden-Württemberg zeigen damit, dass sie nicht auf der Seite der Arbeitnehmer*innen stehen und ihnen nichts daran gelegen ist, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Sie zeigen damit aber auch, dass sie kein Konzept für den Ausbau der Kita-Plätze und die Bekämpfung des Erzieher*innenmangels haben.

Es fehlen schon jetzt rund 3000 Kita-Plätze allein in der Landeshauptstadt Stuttgart. Wie soll das dringend nötige, zusätzliche Personal gewonnen werden, wenn das Gehalt schon heute nicht für die Miete reicht?“