Haushaltsrede von Ellena Schumacher Koelsch (Hospitalausschuss 2024)

Sehr geehrte Einwohner:innen Schwäbisch Halls,

die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist ist in meinem Verständnis eine altruistische Ideologie, die im 12. Jahrhundert von Menschen in Schwäbisch Hall für Menschen in Schwäbisch Hall gegründet wurde.

Doch schauen wir uns die heutigen Stiftungszwecke genauer an. Wo werden Stiftungsgelder aus Unterstiftung und Hauptstiftung angelegt, ausgegeben und investiert?

Ich kritisiere nicht zum ersten Mal den absolut schlechten Deal zwischen Stadt und Land zur Finanzierung der Hochschule in Schwäbisch Hall. Wie können wir als Kommune eben nicht das Land in seine Verantwortung ziehen, Bildungsangebote und Studium möglich zu machen? Die Zahlen der Studierenden in Schwäbisch Hall gehen zurück. Das Studienangebot ist mit einer Fakultät zu Management und BWL zu einseitig gedacht. Bezahlbarer Wohnraum für Studierende und Auszubildende gibt es in Schwäbisch Hall kaum. Sozialer Wohnraum wird in Neubaugebieten zu wenig geschaffen und in der Innenstadt sind die Mietpreise exorbitant. Als Stadt bieten wir Studierenden, Auszubildenden und Schüler*innen viel zu wenig an. Es gibt zum Beispiel keine Kneipe, in der man als große Gruppe günstig Essen und Trinken gehen kann. Wo sollen sich denn junge Menschen in Schwäbisch Hall aufhalten? Die Aufenthaltsqualität für unsere Stadt ist wenig einladend und oft nicht kostenfrei zugänglich.

Zudem finde ich es schade, dass Stiftungsgelder für die Aufgabe des Landes verschlungen werden, die wir für so viele soziale Projekte und Maßnahmen in Schwäbisch Hall benötigen würden, bspw. das Kulturfest African Picnic, die Gegenfinanzierung des Betreuungsangebots der AWO Kinderinsel oder der Kostenübernahme für das Mittagessen an unseren Schulen zur Entlastung von Familien mit wenig oder mittlerem Einkommen.

Ich wünsche mir, dass die Stiftung weitere 800 Jahre in Schwäbisch Hall bestehen bleibt. Aber nicht mit solchen gravierenden Investitionsvolumen, die diese Stiftung auf Dauer nicht mehr tragen kann.

Mein heutiger Dank gilt all den Mitarbeiter*innen und Unterstützer*innen der Stiftung und in den stiftungsnahen Seniorenheimen. Ich lade Herrn Lucha zu einem weiteren Gespräch nach Schwäbisch Hall ein.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Haushaltsrede von Ellena Schumacher Koelsch im Gemeinderat Schwäbisch Hall 2023

Sehr geehrte Damen und Herren!

Für diese Haushaltsrede habe ich drei elementare Punkte ausgearbeitet, die ich für die Entwicklung unserer Stadt wichtig finde: Eine Stadt für alle! Die Belebung der Innenstadt! Die Jugend sichtbar machen!
Unsere größte Motivation sollten immer die Bedürfnisse der Menschen sein. Vom guten Leben philosophierten hier schon viele vor mir.
Wir sind dafür verantwortlich, gute Lebensräume in Schwäbisch Hall zu schaffen. Vom sozial gebundenen Wohnraum bis hin zum Einfamilienhaus mit Balkonkraftwerk. Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum in jedem Stadtteil, welchen wir als Stadt steuern können. Wohnungsbaugenossenschaften und Baugemeinschaften sollen vor privaten Investoren und Immobilienunternehmen planen und bauen dürfen. Auch muss die GWG in der Haller Innenstadt Wohnungen zurück erwerben, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Dazu benötigen wir eine Infrastruktur, die die Menschen in ihrem Alltag unterstützen kann. Einen Lebensort so zu gestalten, dass er wertvoll bleibt, bedeutet auch, die Mitbestimmung der Menschen wahrzunehmen und einzubinden. Oft sind es nicht wir im Rat, die unmittelbar von diesen Themen betroffen sind. Vielleicht wären wir sogar noch stärker involviert, wenn es uns direkt betreffen würde. Als Advokat:innen unserer Wählerschaft verstehen wir uns in erster Linie alle. Nur benötigt es auch den Blick über den eigenen Tellerrand. Und wenn ich die massiven Anfeindungen von geplanten Unterkünften für Geflüchtete in Kommunen unseres Landkreises oder Nachbarlandkreises erlebe, dann erwarte ich diese Haltung umso mehr. Vielen Dank an dieser Stelle, dass wir in Schwäbisch Hall geflüchteten Menschen in unsere Gesellschaft aufnehmen und Maßnahmen zur Integration beispielhaft vorleben. Ein Mensch hat vor wenigen Wochen die skeptische Frage nach “Wo führt das hin?” in der Innenstadt verbreitet. Die Frage wird von Fotos von leerstehenden Immobilien in der Innenstadt umringt. Wenn ich KI nutzen würde, dann wäre der Prototyp eines Haller Innenstadt lebenden Menschen ein weißer, tendenziell leicht übergewichtige Mann, mit frischer Frise und perfekt sitzendem Bart, RayBan-Sonnenbrille, hochgekrempelten Hemd, weil after work, Prosecco trinkend, der sich lauthals über Tempo 30 und der verkehrsfreien Samstagabende und Sonntage aufregt und den zwei-röhrigen Weilertunnel fordert, weil der Bund das eh zahlt. Sie haben bestimmt den gleichen Typ im inneren Auge sehen. Jünger wird er nicht mehr.
Gerade nach der Pandemie müssen wir diesen Typ abholen und Maßnahmen zur Belebung der Innenstadt fördern. Wir brauchen innovative Ideen und Perspektiven: Pop-Up-Stores, Raum für Kunst und Kultur schaffen, weg von Konsum und hin zu Erlebnisräumen. Wir müssen unsere Innenstadt zukunftsfest gestalten. Und dazu gehört auch, dass wir die Aufenthaltsqualität für die Jugend in den Mittelpunkt nehmen. Beliebte Treffpunkte sind neben der Haalmauer, Schwalbennest und Ackeranlagen, der ZOB und das Kocherquartier. Gerade steht eine Immobilie der GWG im Kocherquartier leer. Das könnte für die jungen Menschen als wertvolle Anlaufstelle gestaltet werden, weil sie sich eh schon dort trifft. Oder haben wir mit der Installierung eines Regen- und Sonnenschutzes an der Sport- und Freizeitanlage Weilerwiese diesen indirekt geschaffen?
Fakt ist: Wir müssen die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt für alle barrierefrei und nachhaltig schaffen.
Ich möchte mich für die Unterstützung der Stadtverwaltung und den Gemeinderät:innen bedanken, dass wir die ersten Schritte in eine zukunftsfeste Stadt gehen. Die verkehrsfreie Innenstadt wird im April starten.

Ich danke hiermit auch meinem Vater, der viele viele Abende mit seinem Enkel verbringt und politische Diskurse führt, während ich in diesem Gremium mitarbeiten darf. Danke an meine ganze Familie, meine Freunde, Genoss:innen, Mitarbeiter:innen und meine liebsten Kollegen Willi und Tilli.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!