Interview von Bundestagskandidat Kai Bock im Stadtmagazin MORITZ

Die Direktkandidaten des Wahlkreises 268 Hohenlohe – Schwäbisch Hall im MORITZ-Kurzinterview vom 29.8.2017 (http://www.moritz.de/kai-bock-die-linke/)

Steckbrief


Geburtsjahr-/Ort: 1974, Sangershausen

Wohnort: Zweiflingen

Studium/Ausbildung: KfZ-Mechaniker und IT-Systemelektroniker

Derzeitiger Beruf: Servicetechniker im Facility Management

Familienstand: Verheiratet, zwei Kinder


Interview

1. Welche Schlagzeile möchten Sie am Montag, den 25. September, bei Ihrer Frühstückslektüre in der Zeitung lesen

DIE LINKE wird erneut drittstärkste Kraft. Eine Alternative zur Regierungsbeteiligung der CDU und einer vierten Kanzlerschaft von Angela Merkel ist möglich. Die AfD hat den Einzug in den Deutschen Bundestag nicht geschafft.

2. Aufhalten, aufschieben oder auflösen: Wie sieht Ihr Lösungsansatz beim Thema Flüchtlingsstrom aus?

2000 Tote im Mittelmeer allein in der ersten Hälfte 2017 zeigen, dass die Abschottungspolitik Europas gescheitert ist. Es müssen sichere Fluchtwege geschaffen werden, damit das Sterben im Mittelmeer aufhört. DIE LINKE will die Ursachen von Flucht und Vertreibung bekämpfen, anstatt Flüchtende zu bekämpfen und deren Fluchtwege zu blockieren. Fluchtursachen bekämpfen will angeblich auch die Bundesregierung, aber dann soll sie als ersten Schritt endlich die Rüstungsexporte stoppen.

3. Was muss getan werden, um die Bürger vor Terror zu schützen? (Stichwort „Innere Sicherheit“)

Der beste Schutz vor jeglicher Form von Kriminalität ist, wenn alle Menschen in sozialer Sicherheit und Frieden leben können. Wir fordern deshalb für Deutschland eine soziale Offensive für alle, mit Investitionen in Wohnen, Bildung und einer fairen Gestaltung des Arbeitsmarkts. Auf globaler Ebene brauchen wir eine solidarische und gerechte Weltordnung und friedliche Konfliktlösungsmechanismen. Der jahrelange Krieg gegen den Terror hat nur unendlich viel Leid und neuen Terror produziert. Ein wichtiger Grund, weshalb die Bundeswehr ihre Auslandseinsätze umgehend beenden sollte.

4. Brexit und die Wahl von Macron: Welche Rolle soll Deutschland künftig in der EU einnehmen?

Die Europäische Union steckt in einer tiefen sozialen und demokratischen Krise. Sie basiert auf Verträgen, die vor allem die Interessen der Unternehmen und Banken bedienen. Die Krisenpolitik hat die Probleme verschärft und in vielen Ländern zu Massenerwerbslosigkeit, Armut und Hoffnungslosigkeit geführt. Schäubles Spardiktate haben daran einen großen Anteil. Freihandelsabkommen wie CETA sollen gegen den Willen der Bevölkerung durchgesetzt werden. Wir brauchen nach der Bundestagswahl einen Politikwechsel. Deutschland muss sich für einen sozialen und demokratischen Neustart der EU einsetzen- im Interesse der Menschen, die in Europa leben und im Interesse des Fortbestands der Europäischen Union.

5. Trump und Erdogan: Wie sollte sich Deutschland Ihrer Meinung gegenüber den USA und der Türkei in Zukunft verhalten?

Die Bundesregierung muss dem Erdogan-Regime die rote Karte zeigen, sofort alle Geldzahlungen und Waffenlieferungen stoppen und die in Konya und Izmir stationierten Bundeswehrsoldaten abziehen. Solange die Türkei auf dem Weg in eine islamistische Diktatur ist, darf es auch keine EU- Beitrittsverhandlungen mehr geben.

Auch in Richtung der USA brauchen wir eine Wende in der deutschen Außenpolitik hin zu Eigenständigkeit, Kooperation und Entmilitarisierung in den internationalen Beziehungen. Dazu gehört zum Beispiel, dass sich Deutschland nicht weiter am sogenannten Anti-Terrorkrieg an der Seite der USA beteiligt und den Aufrüstungsforderungen von Trump eine klare Absage erteilt.

6. Ungebildet, ausgebildet oder eingebildet: wie sieht Ihr Lösungsansatz beim Thema Bildungspolitik aus? (einheitl. Bildungssystem, Fachkräftemangel, Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Kita, Kita-/Hochschulgebühren)

Gute Bildung muss für alle zugänglich sein und zwar kostenfrei von der Kita bis zur Hochschule! Bildung muss als Gemeinschaftsaufgabe im Grundgesetz verankert werden, damit für alle Kinder und Jugendlichen in Deutschland gleich gute Bedingungen geschaffen werden können. Wir wollen eine inklusive, demokratisch und ganztägig organisierte Gemeinschaftsschule an der alle Schulabschlüsse angeboten werden. Außerdem müssen alle Kinder einen Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz in einer Kita bekommen.

Gute Bildung und gute Aus- und Weiterbildung sind wichtige Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel. 80 Prozent der Betriebe bilden zum Beispiel nicht aus. Deshalb wollen wir eine solidarische Umlagefinanzierung, die alle Betriebe in die Pflicht, damit ausreichend Ausbildungsplätze geschaffen werden. In vielen Branchen wie der Pflege oder Gastronomie müssen außerdem die Entlohnung und die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Wenn Arbeitsstress krank macht, gute Bezahlung und Anerkennung fehlen, dann brauchen sich Unternehmen über einen Mangel an Fachkräften nicht wundern.